Biografie
Geboren am 12. Juni 1917, in Zürich
Gestorben am 17. Januar 2016, in Zürich
Vater: Gottfried Honegger Senior
Mutter: Georgina Margadant
Gottfried Honegger verbrachte einen grossen Teil seiner Kindheit und frühen Jugend in Sent im Kanton Graubünden. Die Sinnlichkeit der wilden Natur, Sgraffito-Zeichnungen an den Engadiner Häusern und einfache Gesellschaftsformen im Dorf hatten prägende Auswirkung auf sein künstlerisches Schaffen. Die Schule absolvierte er in Zürich und durfte im Anschluss das erste Jahr der Vorbereitungsklasse der Kunst Gewerbeschule Zürich besuchen. Anschliessend machte er eine Ausbildung als Schaufenster Dekorateur im St. Annahof in Zürich.
1937 gründete er mit der Grafikerin Waria Lavater (www.warjalavater.art) das Grafik-Atelier Honegger-Lavater in Zürich. Gottfried wurde Spezialist für Ausstellungsgestaltung, Inserate und Signete. 1940 heiratete er Warja Lavater und wurde Vater der Töchter Bettina (1943) und Cornelia (1944). 1957 wurde er von der Firma Geigy engagiert, das Grafik-Atelier in Basel zu leiten. 1958 übernahm die Werbeabteilung der Firma Geigy in New York, für Nord- und Südamerika. In New York schuf er die ersten monochromen, roten Tableau-Relief Bilder und hatte 1959 seine erste bedeutende Ausstellung in der Galerie Martha Jackson in New York, in der er sämtliche Bilder verkaufte. Auch Alfred Barr jr., Direktor des Museums of Modern Art in New York, kaufte Bilder für die Sammlung.
1960 zog er mit seiner Familie wieder nach Europa und liess sich in Paris und Gockhausen bei Zürich nieder. Zusammen mit Warja bauten sie dort ihr eigenes Atelier und Wohnhaus ausserhalb von Zürich. Nach der Rückkehr aus den USA, wollte er sich vollumfänglich seiner eigenen Kunst widmen. In Paris lernte er 1960 Kunsthistoriker Herbert Read (1893 – 1968) kennen. Read würdigte Honeggers Werk in seinen Schriften. 1961 lernte er den Künstler Michel Seuphor kennen, und wurde in den Kunstkreis des "Cercle et Carré" eingeweiht. Im Buch ”Gottfried Honegger: Arbeiten aus den Jahren 1939 bis 1971” schrieben sowohl Herbert Read wie auch Michel Seuphor Texte. Auch seine Freunde Max Frisch und Aleksis Rannit ehrten das Buch mit einem Beitrag.
Honegger arbeitete kontinuierlich im Rahmen der konkreten und konstruktiven Kunst, in welcher er die Geometrie, Farben und die für ihn wichtige Sinnlichkeit in seinen Bildern zu verbinden verstand. Dazu entwickelte er eine Technik, in welcher er Quadrate oder Teile von Kreisen aus Karton auf die Leinwand klebte und bemalte. Die Strukturen dieser Materialien haben die Eigenschaft, Licht und Schatten auf immer neue Art aufzufangen und dem Betrachter immer wieder neue Sichtweisen zu offenbaren. Sein Werk fand grosse Anerkennung, insbesondere in den USA, Deutschland und Frankreich.
Ab 1961 begann Honegger sich mit dreidimensionalen Formen zu beschäftigen, indem er naturbelassene Formen mit geometrischen kombinierte und so Skulpturen in Bronze herstellte. Dieser Anfang bereitete den Weg zu einer langen Auseinandersetzung mit dem Raum in Form von Skulpturen und Bildhauerei. Sowohl kleine, wie auch grosse Skulpturen aus Metall, Stein und Kunststoff wurden Teil seiner Arbeit, wobei viele seiner Werke als Kunst im öffentlichen Raum stehen. Seine späteren Skulpturen nannte er ‚Pliages‘. Wichtige Beispiele sind Skulptur zu den Olympischen Spielen in Seoul, Südkorea 1988, 1989 Skulptur zum Jubiläum 200 Jahre Französische Revolution in Grenoble, sowie ein Werk für die Grande Arche in Paris. Ebenfalls grosse Aufmerksamkeit erhielten seine Projekte in der Schweiz, 1995 "Der blaue Platz" (Georg Büchner Platz) an der Universität Irchel in Zürich und 1997 "Culur" um die Staumauer in Salecina, Maloja GR.
1965 erweiterte Honegger seine Arbeit in dem er Flachreliefs, genannt ‚Biseautage‘, kreierte. Mit einem schrägen Kantschnitt in Karton wusste er, die eine Seite unter die Andere zu schieben, um so eine Topografie zu erzeugen. Er arbeitete vor allem mit Kreis und Linie, die er nach unten schieben konnte um eine eigene Struktur durch Licht und Schatten zu erzeugen.
1971 begann Honegger, in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich, sich für Computer generierte Zeichnungen zu interessieren und stellte mit Hilfe von Prof. P.J. Huber und Dr. B. Kleiner, welche die Programme schrieben, mit dem Plotter gedruckte Bilder her. Honegger gilt als Pionier der Computerkunst. Das Zufallsprinzip spielte in der Kreation dieser Werke eine entscheidende Rolle, und wurde ein integraler Teil seines Werkes.
In diesen Jahren wurde er zu verschiedenen grossen Ausstellungen eingeladen. Darunter die Teilnahme an der ZERO-Ausstellung 1965 in Düsseldorf, 1972 die Teilnahme an den Ausstellungen "31 artistes suisses contemporains" und "Douze ans d'art contemporain en France 1960-1972", beide in den Galeries Nationales du Grand Palais, Paris. 1975 vertrat er Frankreich an der Biennale in Sao-Paulo zusammen mit Francois Morellet und Bernar Venet. 1969 erhielt Honegger eine Gastprofessur an der Universität von Dallas in den USA. Der französische Präsident François Mitterand ernannte 1982 Gottfried Honegger als Jurymitglied für den Wettbewerb, der für den Parc de la Villette in Paris ausgeschrieben war.
1972 entschliessen sich Honegger und Lavater zur Trennung, da sie ihre eigenen Künstlerwege gehen wollen. Er lässt sich in Frankreich nieder, erst in Paris und später, Ende der 80'er Jahre an der Côte d'Azur. In der kleinen südfranzösischen Stadt Mouans-Sartoux begann er im ansässigen Schloss Ausstellungen über konkrete Kunst und gesellschaftliche Fragen zu gestalten. In Zusammenarbeit mit Bürgermeister André Aschieri konnte er 1990 den Espace de l'art concret (EAC) gründen, klassifiziert als Trésor National et inscrite sur l’inventaire du Centre national des arts plastiques.
Mit der Hilfe vom Französischen Staat und Kulturminister Jack Lang war die vorläufige Finanzierung gewährleistet. Im Jahr 2000 schenkte er seine eigene Kunstsammlung mit dem Schwerpunkt konkrete Kunst dem Französischen Staat, der seinerseits ein eigenständiges Gebäude zur Sammlung im Park des Schlosses errichtete. 2008 erhielt der EAC den europäischen Kultur-Projekt-Preis. 1999 erhielt er die Auszeichnung Chevalier de l’Ordre de la Légion d’Honneur, von Frankreich.
Er sah als Teil des öffentlichen Auftrages des Museums und dessen Kunst, Kinder und Jugendliche in diese Welt miteinzubeziehen und sie für die Umwelt zu sensibilisieren. In diesem Zusammenhang war es für Honegger wichtig, Museumswerkstätten und eine neue Museumspädagogik zu konzipieren. Im Park des EAC wurde demnach ein Kinder-Atelier mit Malatelier und einem Kinderkunst Ausstellungspavillon durch den Architekt Marc Barahni erstellt. Zur pädagogischen Arbeit mit den Kindern erfand er verschiedene Geräte um das Spiel und der Kreativität.
2014 kreierte er zusammen mit Maître Verrier de Chartre, Hervé Loire, vierzehn Kirchenfenster in der Kathedrale in Liège. 2015 würdigte das Centre Pompidou sein Werk in einer Einzel-Ausstellung. Der Kunst-Raum Otten widmete Honegger 2012 eine Ausstellung und zitierte ihn:
„Ich bin kein Maler, mich interessieren das Räumliche, der Schatten und das Licht. Einst gestaltete ich meine Werke mit Marmor, Granit und Holz. Heute sind meine
Skulpturen aus Metall, aus Chromstahl. Dieses flexible Material erlaubt es mir, Werke zu schaffen, die „ein Aussen und ein Innen“ sichtbar machen.“
(Gottfried Honegger, 2012)
Sowohl als Sammler, wie auch als Künstler machte er keinen Unterschied zwischen angewandter und sogenannter "schönen" Kunst. In diesem Sinne kreierte er Entwürfe für Porzellan-Services, Galerie Jean Brolly, Teppiche mit der Schweizer Firma Tisca und 2017 eine Seiden Schaal Edition für den Kunst Raum Otten und Fabric Frontline Zürich.
(Text: Cornelia Hesse-Honegger)